Reifen vulkanisieren – wie geht das?

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Diese Situation möchte sicher kein Autofahrer kennenlernen: Sie sind auf der Straße unterwegs und plötzlich verabschiedet sich mit einem hörbaren Knall der Reifen. Das Fahrzeug lässt sich nur noch mit Mühe unter Kontrolle halten. Zum Glück kommen Sie unbeschadet mit einem Schreck davon und müssen lediglich einen Abschleppdienst oder den ADAC alarmieren. Nicht immer meldet sich ein Reifendefekt so spektakulär zu Wort. Mitunter wollen Sie morgens ins Auto steigen – und stellen einen platten Reifen fest.

Mitunter bemerken Sie als Halter den Schaden noch früher und können gegensteuern. Denn ein Austausch ist oft nicht zwingend notwendig bzw. angebracht. Beispielsweise trifft dies in folgenden Situationen zu:

  • Reifen mit geringer Laufleistung
  • ein Ersatz aller Reifen auf einer Achse
  • fehlender verfügbarer Ersatz

An dieser Stelle kann – sofern der Schaden am Reifen überschaubar bleibt – ein Profi den Stichkanal mit geeigneten Mitteln verschließen und so den Pneu wieder in einen betriebsbereiten Zustand versetzen. Generell zur Reparatur gehört das Reifen vulkanisieren. Was verbirgt sich dahinter? Und wie teuer ist eine Reifenreparatur im Vergleich zum Neukauf?

Reifen vulkanisieren – was passiert dabei?

Die Vulkanisation von Kautschuk ist ein Verfahren, dass nicht die moderne Autoindustrie entwickelt hat. Dessen Wurzeln liegen in der Mitte des 19. Jahrhunderts und sind eng mit dem Namen von Charles Goodyear verbunden. Konkret geht es an dieser Stelle darum, die Eigenschaften des Reifenmaterials so zu verändern, dass der Pneu im Alltag wieder bedenkenlos verwendet werden kann.

Dem Vulkanisieren geht in der Regel die Suche nach dem Stichkanal voraus. Dieser wird anschließend mit einem Gummipfropf (vorvulkanisiert) und einem Deckenpflaster verschlossen. Mittlerweile kommen hier auch sogenannte Kombikits zum Einsatz. Je nach Methode muss der Reifen anschließend bei erhöhter Temperatur vulkanisieren – wenn Rohgummi zum Einsatz kommt – oder vulkanisiert bei Raumtemperatur. Letzteres wird durch den Einsatz spezieller Vulkanisierlösungen erreicht.

Bei der Vulkanisation entstehen Verbindungen zwischen Kautschukmolekülen. Deren Vernetzung entsteht durch Schwefelbrücken, was dem Material die bekannten elastischen Eigenschaften verleiht. Die Vulkanisation der Reifen stellt letztlich die Verbindung zwischen dem Gummipfropf und dem Reifen her.

Schritte beim Reifen vulkanisieren:

  1. Suche des Stichkanals
  2. Vorvulkanisieren mit einem Gummipropf
  3. Flicken mit einem Deckenpflaster
Achtung: Nicht immer lässt sich ein Reifendefekt durch Vulkanisieren wieder beheben. Hochgeschwindigkeitsreifen sollten beispielsweise nicht wieder durch Flicken repariert werden. In diesem Fall ist das Risiko eines Unfalls zu hoch, da Hochgeschwindigkeitsreifen sehr große Belastungen aushalten müssen. Sollte der Reifendefekt in Form eines Lochs bereits zu groß ausfallen, lässt sich auch bei normalen Reifen durch Vulkanisieren keine Wiederherstellung erreichen! Laut Richtlinie 6 des § 36 der StVZO lassen sich Löcher mit einer Ausdehnung von bis 6mm durch Vulkanisieren flicken!

 

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Preis-und Leistungsverhältnis beachten

Wie beim Kauf neuer Reifen steht auch bei der Reparatur bzw. dem Reifen vulkanisieren immer die Frage nach dem Preis im Mittelpunkt. Grundsätzlich unterscheiden sich die Kosten je nach Werkstatt und verwendetem Verfahren. Kosten zwischen 20 Euro bis 40 Euro sollten Sie als Autofahrer beim Vulkanisieren eines Reifens einkalkulieren. In Anbetracht der Kosten, die für den Neukauf auf Sie warten, sind die Aufwendungen sicher vertretbar. Schließlich ist hier schnell mit 150 Euro oder mehr pro Reifen zu rechnen. Hier finden Sie auch alle Reifenmodelle, die auch in der Runflat-Variante hergestellt werden.

In diesen Fällen hat das Vulkanisieren eines Reifens besonders viel Sinn:

  1. Der Reifen ist noch relativ neu (geringe Laufleistung vor dem Vulkanisieren)
  2. Der zweite Reifen der Achse müsste beim Neukauf ebenfalls neu beschafft werden
  3. Es wurden noch keine anderen Reparaturen an dem Reifendefekt vorgenommen
  4. Ein Ersatzreifen ist aktuell nicht verfügbar oder erschwinglich
  5. Es handelt sich nicht um einen besonders belasteten Reifen wie Hochgeschwindigkeitsreifen

Defekte Reifen lassen sich reparieren

Ein Nagel im Autoreifen ist kein Grund, um den Pneu einfach auf den Müll zu schmeißen. Auch heute ist es durchaus angebracht, den Reifendurch Flicken zu reparieren und zu vulkanisieren. Im Vergleich zur Anschaffung eines neuen Reifens – bei dem es selten bleibt – sind die Ausgaben für die Reifenreparatur überschaubar. Schließlich muss heute oft die komplette Bereifung einer Achse ausgetauscht werden. Das Vulkanisieren gehört zum Reifen flicken zwar immer noch dazu. Unbedingt erhitzt werden muss der Pneu heute aber nicht mehr. Die sogenannte Kaltvulkanisierung hat das Verfahren wesentlich vereinfacht. Die Reparatur eines stark beschädigten Reifens oder von Hochgeschwindigkeitsreifen ist durch Vulkanisieren häufig jedoch nicht möglich. In solchen Fällen raten Experten normalerweise zum Neukauf des defekten Reifens.

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